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Feierliche Jahressitzung der Bayerischen Akademie der Wissenschaften

Bericht des Präsidenten / Preisverleihungen / Festvortrag: „Vom Nutzen der Widersprüchlichkeit“

In seinem Bericht gab Akademiepräsident Thomas O. Höllmann einen Rückblick auf die Aktivitäten der Akademie im Jahr 2017. Unter dem Eindruck aktueller Tendenzen, wonach immer mehr Bürgerinnen und Bürger – aber auch politische Entscheidungsträger – der Wissenschaft skeptisch gegenüberstehen (Stichwort „Fake News“) war ein Thema der Rede die Bedeutung der Wissenschaft für die Gesellschaft: „Wissenschaft kann nur in einer weltoffenen Atmosphäre und in internationaler Vernetzung gedeihen, nicht unter dem Diktat beratungsresistenter Ignoranten. Aus diesem Grunde richtete die Akademie in diesem Jahr die Ad-hoc Arbeitsgruppe ‚Faktizität der Welt‘ ein, die sich nicht zuletzt kritisch mit den Fehl-entwicklungen medialer Vermittlung auseinandersetzt“, so Höllmann. 

Die Epen Homers bieten seit Jahrhunderten Modelle zur Bewältigung vieler Lebenssituationen, erklärte im Festvortrag Martin Hose. Odyssee und Ilias explizieren narrativ zwei diametral entgegengesetzte Weltverständnisse: Eines, das den Menschen in einer von den Göttern garantierten gerechten Welt zeigt (Odyssee), und gleichzeitig ein anderes, das den Menschen Schicksal und Launen unberechenbarer Götter aussetzt wie in der Ilias. Die Widerstrebigkeit der Modelle bietet eine intellektuelle Herausforderung, auf die die griechische Literatur und Philosophie über Jahrhunderte hinweg produktiv antwortete und mit verschiedenen Strategien darauf reagierten. 

Ehrungen und Preisverleihungen 

Dr. h.c. Hildegund Holzheid wurde mit der Medaille Bene merenti in Silber für ihre Verdienste um das Kuratorium der Stiftung zur Förderung der Wissenschaften in Bayern ausgezeichnet.

Dr. Victor Apostolescu wurde mit der Medaille Bene merenti in Silber für seine Verdienste um das Leibniz-Rechenzentrum ausgezeichnet.

Den Preis der Peregrinus-Stiftung erhielt Dr. Ekaterina Makhotina (Universität Bonn) für ihre herausragende Dissertationsschrift über den Zweiten Weltkrieg in der sowjetischen und postsowjetischen Erinnerungskultur Litauens. Der 1997 von Rudolf Meimberg ins Leben gerufene Preis würdigt Arbeiten, die dem Verständnis interdisziplinärer Zusammenhänge dienen beziehungsweise gesellschaftspolitisch relevant sind, und ist mit 8.000 Euro dotiert.

Der Max Weber-Preis ging an Prof. Dr. Michaela Pfundmair (Ludwig-Maximilians-Universität München) für ihre interdisziplinäre Forschung im Bereich Sozialpsychologie. Der Preis wird für besondere Leistungen in den Geisteswissenschaften vergeben, ist mit 4.000 Euro dotiert und wird aus Mitteln der Stiftung zur Förderung der Wissenschaften in Bayern finanziert.

Den Arnold Sommerfeld-Preis verlieh die Akademie Prof. Dr. Tobias Gulder (Technische Universität München) für seine weitreichenden Beiträge zur Isolation bioaktiver Naturstoffe und der Aufklärung ihrer Biosynthesewege. Der Preis würdigt besondere Leistungen in den Naturwissenschaften, ist mit 4.000 Euro dotiert und wird von der Gesellschaft der Freunde der BAdW finanziert. 

Den Akademiepreis, der an Personen verliehen wird, die nicht hauptamtlich in der Forschung tätig sind, erhielten 2017 zwei Personen: Zum einen Dr. Dr. h.c. Ernst-Peter Wieckenberg für seine Publikationen und Herausgeberschaften zur Literatur- und Geistesgeschichte vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart, zum anderen   Dr. Sixtus Lampl für den Aufbau eines Orgelzentrums mit Museum, Werkstätten und Konzertsaal. Der Preis ist mit insgesamt 5.000 Euro dotiert und wird aus Mitteln der Stiftung zur Förderung der Wissenschaften in Bayern finanziert.

Der Akademiepreis der Karl Thiemig-Stiftung ging an Dr. Vicki Müller-Lüneschloß (BAdW), für ihr herausragendes Engagement im Projekt „Schelling – Edition und Archiv“. Der Preis dient der Förderung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Akademie und ist mit 3.000 Euro dotiert. Er wird aus Mitteln der Karl Thiemig-Stiftung zur Förderung von Kunst und Wissenschaft in Bayern finanziert.

Die Bayerische Akademie der Wissenschaften, gegründet 1759, ist die größte und eine der ältesten Akade-mien in Deutschland. Ihren Aufgaben als Gelehrtengesellschaft, außeruniversitäre Forschungseinrichtung und Ort des lebendigen wissenschaftlichen Dialogs mit Gesellschaft und Politik ist sie seit mehr als 250 Jahren verpflichtet. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf langfristigen Vorhaben, die die Basis für weiter-führende Forschungen liefern und das kulturelle Erbe sichern. Die Akademie ist ferner Trägerin des Leib-niz-Rechenzentrums, eines der größten Supercomputing-Zentren Europas, und des Walther-Meißner-Instituts für Tieftemperaturforschung. Den exzellenten wissenschaftlichen Nachwuchs in Bayern fördert sie in ihrem Jungen Kolleg. Die Akademie ist Mitglied in der Akademienunion.