Logo der Bayerischen Akademie der Wissenschaften

05/01

Von Menschen und Monstern sowie 'Literatur, Krankheit, Medizin'

Die Bayerische Akademie der Wissenschaften beteiligt sich erstmals an der Internationalen Frühjahrsbuchwoche.

 

 

05/01
07. März 2001

Die Bayerische Akademie der Wissenschaften beteiligt sich erstmals an der Internationalen Frühjahrsbuchwoche.

Es ist wieder soweit: Die Zeit der Internationalen Frühjahrsbuchwoche München ist angebrochen, und erstmals beteiligt sich auch die Bayerische Akademie der Wissenschaften daran. Unter dem Buchwochen-Motto "Fiction & Science" wird sie am Montag, den 12. März 2001 Menschen, Monster und die Rückseite der Welt ins Visier nehmen, bevor dann am Dienstag, den 13. März 2001 Literatur, Krankheit und Medizin im Mittelpunkt der Akademiebetrachtungen stehen sollen.

Den ersten Buchwochenabend der Bayerischen Akademie der Wissenschaften am 12. März werden Prof. Dr. Christian Hünemörder von der Universität Hamburg und Dr. Norbert H. Ott von der Kommission für Deutsche Literatur des Mittelalters der Akademie bestreiten. Unter dem Titel "Von Tieren und Pflanzen, Menschen und Monstern" wollen sie sich mit Wesen, die an den Rändern der Welt lebten, befassen und zeigen, dass sich "science" und "fiction" niemals so eng berührt haben wie in der antiken und mittelalterlichen Vorstellungswelt. Fanden doch damals Wunderwesen und Monster ihren gleichberechtigten Platz neben tatsächlich existierenden Tieren und Pflanzen, wurde über Fabelwesen mit dem gleichen Wahrheitsanspruch berichtet wie über die tatsächlich zu beobachtende Fauna.

Christian Hünemörder wird die Entwicklung dieser Vorstellung von der Antike bis zum Mittelalter – von Plinius bis zum "Liber de natura rerum" des Thomas von Cantimpré – nachzeichnen, während Norbert H. Ott die volkssprachliche Popularisierung des im Naturkundebuch des Thomas versammelten Wissens diskutieren möchte. Diese wurde in Deutschland vor allem durch Konrads von Megenberg Übersetzung aus der Mitte des 14. Jahrhunderts vorangetrieben. Mit Konrads "Buch der Natur" war es auch einem nicht lateinisch gebildeten Publikum zum ersten Mal möglich, sich die Summe naturkundlichen Wissens der Zeit ohne die Vermittlungsinstanz gelehrter Kleriker anzueignen. Das naturkundliche Wissen setzt sich in diesem reichhaltig illustrierten Buch aus dem, was man heute "fiction" nennen würde, und exakter "science" zusammen: Mit dem gleichen Anspruch auf Wahrheit wird von Sirenen und Einhörnern, von hundsköpfigen Wesen und solchen, die ihr Gesicht auf der Brust tragen, berichtet, wie von der medizinischen Nutzanwendung des Kürbissamens als Heilmittel gegen Zahnschmerzen. Die Gäste der Akademieveranstaltung erwarten zahlreiche Beispiele der Bildkunst dieses Buches, wie exakte botanische und zoologische Illustrationen und Schautafeln, kleine szenische Darstellungen der Nutzanwendung des naturkundlichen Wissens und die Abbildungen von Wunderwesen.

Am zweiten Buchwochenabend der Bayerischen Akademie der Wissenschaften am 13. März 2001 werden sich der Münchner Literaturwissenschaftler und Autor Prof. Dr. Walter Müller-Seidel, die Münchner Ärztin und Autorin von Gedichten mit medizinischer Thematik, Dr. Dr. Gabriele Stotz-Ingenlath, der Marburger Literaturwissenschaftler und Autor Prof. Dr. Thomas Anz sowie der Stuttgarter Literaturwissenschaftler und Autor Prof. Dr. Horst Thomé mit "Literatur, Krankheit, Medizin" beschäftigen. Im Wissen um Krankheiten körperlicher wie vielfältiger Verletzungen seelischer Art kommt der Medizin v.a. in der Literatur des 20. Jahrhunderts eine entscheidende Rolle zu. Welche Gemeinsamkeiten, Differenzen und unterschiedliche Auffassungen gibt es innerhalb von Literatur, Krankheit und Medizin? Unter den medizinischen Gebieten wird vermutlich die Psychiatrie, einschließlich der Lehren Freuds, Vorrang vor anderen erhalten, wie es der Literatur seit der Moderne entspricht. Doch sollen im Rahmen der Veranstaltung auch medizinische Lyrik am Beispiel Gottfried Benns, Probleme und Problematik von Diagnosen im literarischen Text, literarische Krankengeschichten und ihre Bewertung, Arztbilder in Vergangenheit und Gegenwart sowie der Bewusstseinswandel in Wissenschaft, Literatur und Öffentlichkeit thematisiert werden.

Zu beiden Veranstaltungen lädt die Bayerische Akademie der Wissenschaften recht herzlich ein. Der Eintritt ist frei. Beginn ist jeweils um 19.00 Uhr in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Marstallplatz 8, 80539 München (in der Münchner Residenz am Hofgarten gelegen). Weitere Infos unter 089/23031-141.