Logo der Bayerischen Akademie der Wissenschaften

25/08

Ärztebriefe aus der Frühen Neuzeit: ein neues Forschungsprojekt der Bayerischen Akademie der Wissenschaften

Ärztebriefe des 16. und 17. Jahrhunderts sind ein wertvoller Teil unserer kulturellen Überlieferung; sie werden nun erstmals systematisch erfasst und über eine öffentlich zugängliche Internet-Datenbank erschlossen. Das heute von der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern (GWK) bewilligte Langzeitprojekt wird mit Mitteln des Akademienprogramms gefördert, von der neu gegründeten Kommission für Wissenschaftsgeschichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften betreut und an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg unter der Leitung des Medizinhistorikers Michael Stolberg durchgeführt.

 

 

25/08
27. Oktober 2008

Ärztebriefe des 16. und 17. Jahrhunderts sind ein wertvoller Teil unserer kulturellen Überlieferung; sie werden nun erstmals systematisch erfasst und über eine öffentlich zugängliche Internet-Datenbank erschlossen. Das heute von der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern (GWK) bewilligte Langzeitprojekt wird mit Mitteln des Akademienprogramms gefördert, von der neu gegründeten Kommission für Wissenschaftsgeschichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften betreut und an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg unter der Leitung des Medizinhistorikers Michael Stolberg durchgeführt.

Frühneuzeitliche Ärztebriefe sind für die Geschichtsforschung im Allgemeinen und für die Medizin- und Wissenschaftsgeschichte im Besonderen von hohem Wert. In der Frühen Neuzeit gab es keine Fachzeitschriften, Briefe waren daher ein wichtiges Medium, um neue medizinische Erkenntnisse zu veröffentlichen, zu diskutieren und weiter zu verbreiten. Die überlieferten Briefe erlauben es uns heute, die Entstehung und Verbreitung neuer Theorien und Praktiken und die Reaktionen darauf zu verfolgen. Zugleich sind sie von großem Interesse für die Sozial- und Kulturgeschichte, denn sie geben Auskunft über die alltägliche medizinische Praxis, berufliche Herausforderungen und Schwierigkeiten, Auseinandersetzungen mit städtischen oder höfischen Brotgebern, das Verhältnis von Ärzten zu Patienten, Mäzenen und Konkurrenten u.v.m. Indem sie über Tagesablauf und Haushaltsorganisation, das Verhältnis zu Ehefrau und Kindern, die eigene Gesundheit oder auch über religiöse und politische Auseinandersetzungen berichten, eröffnen die Ärzte in ihren Briefen zudem wertvolle Einblicke in die Lebenswelt der zeitgenössischen Gelehrten und der bürgerlichen Schichten insgesamt.

Michael Stolberg, Leiter des Instituts für Geschichte der Medizin der Universität Würzburg, hat die Förderung dieses Projektes bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften beantragt und übernimmt auch die Projektleitung. Gemeinsam mit weiteren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern wird er in den kommenden 15 Jahren in Würzburg die zahlreichen Korrespondenzen von Ärzten des deutschen Sprachraums, die in den Bibliotheken und Archiven des In- und Auslandes überliefert sind, erstmals systematisch erfassen und in einer kostenlos zugänglichen Internet-Datenbank verzeichnen. Die Briefe werden mit einer Zusammenfassung und Schlagworten versehen sowie nach Möglichkeit durch Digitalisate der Originalbriefe ergänzt. Dieser stetig wachsende virtuelle Gesamtbestand soll es Forschern aus dem gesamten geisteswissenschaftlichen Spektrum erlauben, im Rahmen ihrer jeweiligen Fragestellung auch gezielt nach Briefen zu suchen, in denen bestimmte Themen, Werke, Theorien, Personen oder Orte zur Sprache kommen.

Das Projekt ist das erste Vorhaben der am vergangenen Freitag neu gegründeten, disziplinenübergreifenden Kommission für Wissenschaftsgeschichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften unter dem Vorsitz von Menso Folkerts, dem Inhaber des Lehrstuhls für Geschichte der Naturwissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Es wird aus dem von Bund und Ländern getragenen Akademienprogramm finanziert, einem der größten geisteswissenschaftlichen Forschungsprogramme der Bundesrepublik Deutschland.