Logo der Bayerischen Akademie der Wissenschaften

40/07

Jahresfeier 2007 der Bayerischen Akademie der Wissenschaften

Rechenschaftsbericht des Präsidenten – Stellungnahme zur Deutschen Akademie der Wissenschaften – Verleihung hochdotierter Wissenschaftspreise im Gesamtwert von 24.000 Euro – Festvortrag von Martin Lohse (Würzburg) über neue Therapien bei Herzerkrankungen

 

 

40/07
08. Dezember 2007

Rechenschaftsbericht des Präsidenten – Stellungnahme zur Deutschen Akademie der Wissenschaften – Verleihung hochdotierter Wissenschaftspreise im Gesamtwert von 24.000 Euro – Festvortrag von Martin Lohse (Würzburg) über neue Therapien bei Herzerkrankungen

Die zentrale Veranstaltung im Kalender der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, die Feierliche Jahressitzung, fand am Samstag, 8.12.2007, statt. Im Münchner Herkulessaal verlieh Präsident Prof. Dr. jur. Dietmar Willoweit die Akademiepreise und -medaillen an Wissenschaftler und um die Akademie verdiente Persönlichkeiten. Den Festvortrag mit dem Titel „Dem Herzen auf die Sprünge helfen. Forschungen für neue Therapien“ hielt der Mediziner Prof. Dr. Martin Lohse (Universität Würzburg).

Rechenschaftsbericht des Präsidenten

Vor rund 1.000 Ehrengästen aus Wissenschaft, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft berichtete Prof. Willoweit zunächst über die zahlreichen Publikationen und die Fortschritte der von der Akademie betreuten Forschungsprojekte, von denen 2007 erneut zwei abgeschlossen wurden: die gedruckte Ausgabe des Repertorium der mittelalterlichen Geschichtsquellen und die Reihe III (Briefe) der Johann Gottlieb Fichte-Gesamtausgabe. Willoweit wies auf den kontinuierlichen Ausbau der Öffentlichkeitsarbeit mit mehreren Vortragsreihen und auf gemeinsame Veranstaltungen mit anderen wissenschaftlichen Institutionen hin, auch auf die sich sehr gut entwickelnde Kooperation mit dem Bayerischen Rundfunk. Das Vorhaben „Junge Wissenschaft in Bayern“ ist auf einem guten Weg. (Bericht zum Download)

Zu ihrem 250-jährigen Bestehen im Jahre 2009 bereitet die Akademie in Zusammenarbeit mit zahlreichen Museen und wissenschaftlichen Einrichtungen Münchens ein größeres Ausstellungsprojekt vor, da die ältesten Objekte vieler Sammlungen einst von der Akademie zusammengetragen wurden. Unter den verschiedenen, für das Jubiläumsjahr geplanten und nun erstmals der Öffentlichkeit vorgestellten Veranstaltungen dürfte eine große Tagung zum delikaten Verhältnis von „Wissenschaft und Politik“ besondere Aufmerksamkeit finden.

Ausführlich setzte sich der Präsident mit der Ankündigung der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Annette Schavan, auseinander, die Leopoldina zur Deutschen Akademie der Wissenschaften zu erheben. Willoweit bezeichnete diesen Plan als „schallende Ohrfeige“ für die deutschen Länderakademien und die Geisteswissenschaften im besonderen, über deren Bedeutung im zu Ende gehenden „Jahr der Geisteswissenschaften“ gerade erst so viel gesagt und geschrieben wurde. Denn die Leopoldina ist eine „Deutsche Akademie der Naturforscher“. Nach ihrer Ausrufung zur „Deutschen Akademie“ schlechthin und der vorangegangenen Errichtung einer „Deutschen Akademie für Technikwissenschaften“ wäre nunmehr die Gründung einer „Deutschen Akademie für Geisteswissenschaften“ nur konsequent. Willoweit betonte, dass die deutschen Länderakademien eine solche Entwicklung gerade nicht wünschten. Wenn aber dieser sich jetzt abzeichnende Weg nicht gangbar sei, dann müsse man das Gespräch über das von den Länderakademien, der Leopoldina und acatech längst ausgehandelte und fertig vorliegende Konzept einer „Deutschen Akademie der Wissenschaften“ wieder aufnehmen. Dem neu gewählten Präsidenten der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften, Prof. Dr. Günter Stock, sprach er die besten Wünsche für seine Amtszeit aus.

Preisverleihungen

Mit der Verleihung ihrer wissenschaftlichen Preise würdigte die Akademie bei der Jahresfeier herausragende Leistungen des junger Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen in den Geistes- und Naturwissenschaften. 2007 wurden erstmals zwei Rotary-Preise vergeben.

MAX WEBER-PREIS 2007

PD Dr. Christiane Birr, geb. 07.08.1968, Akademische Oberrätin a.Z. am Lehrstuhl für Gelehrtes Recht, Europäische Rechtsgeschichte und Bürgerliches Recht an der LMU München, für ihre Habilitationsschrift „Rechte im Strom der Zeit. Die Entstehung der unvordenklichen Verjährung“. Der Preis ist mit 4.000 € dotiert. (Laudatio)

ARNOLD SOMMERFELD-PREIS 2007

PD Dr. rer. nat. Lukas Worschech, geb. 19.10.1967, Wissenschaftlicher Oberassistent am Lehrstuhl für Technische Physik der Universität Würzburg, für seine Arbeiten zu verlustarmen Y-Elektronenstrom-Schaltern aus Halbleiter-Nano-Strukturen und ihre Anwendung in Logikschaltungen für die binäre Informationsverarbeitung. Der Preis ist mit 4.000 € dotiert. (Laudatio)

ROTARY-PREIS 2007

Dr. Edith Hanke, geb. 6.11.1962, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Kommission für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte und leitende Redakteurin der Max-Weber-Gesamtausgabe, in Anerkennung besonderer wissenschaftlicher Leistungen, insbesondere als Herausgeberin des Teilbandes 4 „Herrschaft“ von Max Webers nachgelassenem Werk „Wirtschaft und Gesellschaft. Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte.“ Der Preis ist mit 3.000 € dotiert. (Laudatio)

ROTARY-PREIS 2007

Dr. Esteban Mauerer, geb. 7.10.1964, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in Anerkennung besonderer wissenschaftlicher Leistungen, insbesondere bei der Bearbeitung der Edition „Die Protokolle des Bayerischen Staatsrats 1799–1817“. Der Preis ist mit 3.000 € dotiert. (Laudatio)

PEREGRINUS-PREIS 2007

Dr. Mirjam Triendl-Zadoff, geb. 21.02.1974, wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl für Jüdische Geschichte und Kultur an der LMU München, für ihre Dissertation „Nächstes Jahr in Marienbad. Gegenwelten jüdischer Kulturen der Moderne“. Der Preis ist mit 5.100 € dotiert. (Laudatio)

AKADEMIEPREIS 2007

Dr. Dieter Launert, geb. 1940, pensionierter Direktor des Gymnasiums „Meldorfer Gelehrtenschule“, für seine Arbeit über „Nicolaus Reimers Ursus. Stellenwertsystem und Algebra in der Geodaesia und der Arithmetica“. Der Preis wird jährlich an eine Persönlichkeit vergeben, die nicht hauptberuflich wissenschaftlich tätig ist. Der Preis ist mit 5.000 € dotiert. (Laudatio)

Außerdem zeichnet die Akademie in diesem Jahr zwei Persönlichkeiten, die den Anliegen der Akademie in besonderer Weise verbunden sind, mit der Medaille BENE MERENTI in Silber aus:

Ulrike Leutheusser, ehemalige Leiterin des Programmbereichs Wissenschaft und Bildung des Bayerischen Rundfunks, für ihre Verdienste um die Präsenz der Akademie in Sendungen des Bayerischen Rundfunks und um das Kooperationsprojekt „München leuchtet für die Wissenschaft. Berühmte Forscher und Gelehrte“ und Prof. Dr. Calvin M. Bower, Chicago, Mitglied der Musikhistorischen Kommission, für sein außergewöhnliches Engagement in der Musikhistorischen Kommission, insbesondere bei der Bearbeitung der englischsprachigen Ausgabe des Lexicon Musicum Latinum. (Laudatio Leutheusser, Laudatio Bower)

Festvortrag von Martin Lohse

Den diesjährigen Festvortrag hielt Prof. Dr. Martin Lohse, Ordinarius für Pharmakologie und Toxikologie an der Universität Würzburg und Leiter des Rudolf-Virchow-Zentrums/DFG-Forschungszentrums für Experimentelle Biomedizin. Er ist u.a. Träger des Leibniz-Preises, Mitglied des nationalen Ethikrates und seit 1998 ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Er sprach zum Thema:

„Dem Herzen auf die Sprünge helfen.
Forschungen für neue Therapien“

In vielen Kulturen und Religionen gilt das Herz als das Zentrum des Lebens, das auch eine besondere Bedeutung vor allem für die Gefühlswelt hat. Die modernen Biowissenschaften und Medizin scheinen ihm dagegen viel von seiner Bedeutung genommen zu haben: Sie haben Geist und Gefühl, aber auch die Definition des Lebensendes, an das Gehirn gebunden und das Herz als "dumme Pumpe" bezeichnet. Prof. Lohse zeigt in seinem Vortrag, dass das Herz sich als viel "intelligenter" erweist als bisher angenommen, und dass es auf komplizierte Weise mit dem Gesamtorganismus kommuniziert. Die Therapie von Herzerkrankungen funktioniert vor allem, indem sie Fehlfunktionen in dieser Kommunikation korrigiert. Ein Ausblick in die Zukunft gilt den Versuchen, über ein grundlegendes Verständnis der Biologie des Herzens neue Wege zum Erhalt seiner Funktion und vielleicht sogar seiner Regeneration zu finden.

Der vollständige Text des Festvortrags steht zum Download zur Verfügung.

Fotos