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14/05

Kunst und Kartographie als buntes Klimaarchiv

Die Kommission für Glaziologie der Bayerischen Akademie der Wissenschaften beteiligt sich mit Exponaten an einer Ausstellung der Universitätsbibliothek der Universität der Bundeswehr München in Neubiberg vom 15. März bis 15. April 2005.

 

14/05
08. März 2005

Die Kommission für Glaziologie der Bayerischen Akademie der Wissenschaften beteiligt sich mit Exponaten an einer Ausstellung der Universitätsbibliothek der Universität der Bundeswehr München in Neubiberg vom 15. März bis 15. April 2005.

Für die Messung von Klimawerten stehen erst seit etwa 300 Jahre Instrumente wie Thermometer und Barometer zur Verfügung. Durch indirekte Klimadaten („Proxidaten“), z.B. Eisbohrkerne, Dendrochronologie und Pollenanalyse, aber auch durch Chroniken und Berichte über Hochwasser, zugefrorene Gewässer und Gletschervorstöße, weiß man mehr über die Zeit davor. Wer genau hinsieht, kann außerdem Informationen über das Klimageschehen in alten Karten, Plänen, Zeichnungen und Gemälden finden – man denke nur an die Winterszenen auf den Gemälden von Pieter Breughel d.Ä. aus dem 16. Jahrhundert oder an Jahreszeitenbilder, auf denen erstmals im 14. Jahrhundert realistisch Schnee dargestellt wurde.

Für eine Ausstellung in der Bibliothek der Universität der Bundeswehr Neubiberg hat Prof. Dr. Kurt Brunner Belege aus Kartographie und Kunst zusammengetragen, die z.B. den Beginn der sogenannten Kleinen Eiszeit (ca. 1350 bis 1850) oder das Mittelalterliche Klimaoptimum (ca. 800 n. Chr.) belegen. Alten Atlaskarten kann man entnehmen, dass die Suche nach der Nordwestpassage zu Beginn des 16. Jahrhunderts durch Meereis verhindert war – erst 1853 gelang Robert John McClure die Durchfahrt, was zugleich das Ende der Kleinen Eiszeit bedeutete.

Katastrophale Vorstöße von Alpengletschern, z.B. des Vernagtfernes in den Ötztaler Alpen, sind in Manuskriptkarten der Verwaltung ab 1600 dokumentiert. Eine weitere Vorstoßphase vieler Gletscher belegen die von Peter Anich um 1770 angefertigten Karten von Tirol, während der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beginnende Rückzug sämtlicher Alpengletscher infolge des Übergangs zu unserem gegenwärtigen Klimaoptimum in topographischen Karten und ab 1880 in speziellen Gletscherkarten festgehalten ist.

„Kunst und Kartographie als buntes Klimaarchiv“
Ausstellung in der Universität der Bundeswehr, Werner-Heisenberg-Weg 39, 85577 Neubiberg,
Teilbibliothek für Bauingenieur- und Vermessungswesen, Gebäude 35, 1. OG
Eröffnung: Dienstag 15. März 2005, 16.00 Uhr
mit einem Vortrag von Prof. Dr. Kurt Brunner, Institut für Photogrammetrie und Kartographie.